Um 12 Uhr auf die Mittagsstunde genau, versammelten sich vier Mitglieder unserer Crew beim SUPSwiss Zürich, wo wir uns für eine City Tour auf dem Standuppaddle bereitmachten. Ausgerüstet mit auffällig roten T-Shirts und Schwimmwesten, die wir fürs erste allerdings noch nicht anziehen mussten, wurden wir in die Basics des Standuppaddling instruiert. Zu viert würden wir auf einem grossen Brett die Reise auf den Gewässern Zürichs antreten, während unser Tourguide Marc uns auf einem zweiten, kleineren Standuppaddle begleiten würde.

Der Start ins kühle Nass war relativ entspannt, niemand fiel ins Wasser und alle konnten mit dem Paddle umgehen, welches wir zuvor erhalten haben. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt die Hürde des Aufstehens noch nicht geschafft. Diese war aber mit etwas Mut gar nicht so schwierig zu überqueren und nach einigen Minuten standen wir alle vier auf dem Brett. Dabei versuchten wir zusammen im Takt zu rudern, um in einem anständigen Tempo vorwärts zu kommen, ohne dabei aber aus dem Gleichgewicht zu geraten.

Mit der Zeit wurde das Paddeln für unseren untrainierten Zustand aber immer anstrengender und kräftezehrender. Ich würde mich persönlich nicht als unsportlich bezeichnen, doch wenn man sich diese ständige Paddelbewegung nicht gewöhnt ist, wird es recht schnell energieaufwendig. Deswegen meldeten wir auch schon recht früh an, dass wir die möglichst kürzeste Tour machen wollten.

Diese führte uns vom Gemeinschaftszentrum Wollishofen zum Löwendenkmal bis zum Schanzengraben. In diesem hatten wir für einen Moment das Gefühl, in Venedig angekommen zu sein. Unsere Erschöpfung war nämlich so gross, dass sich unser Tourguide anerboten hat, für eine Zeit lang den Gondolier zu spielen, sodass wir ein wenig die Umgebung geniessen konnten.

Bei einem Picknick auf dem Standuppaddle freuten wir uns schon darauf, nun mit Rückenwind zurückpaddeln zu können. Der Wind hatte sich jedoch unerwartet gekehrt und erneut war Gegenwind angesagt. Dieses Mal jedoch mit einer Heftigkeit, die uns selbst mit Unterstützung des Tourguides nicht mehr vorwärtskommen liess. Erst versuchten wir noch, an einer Boje kurz Pause zu machen, doch die Wellen peitschten unaufhörlich, während der Wind bei mir einen Gänsehautschub nach dem anderen auslöste.

„Wir müssen das alles noch zurückpaddeln, dabei kann ich jetzt schon nicht mehr“, dachte ich beim Ansehen der unschönen Wetterkulisse auf dem Zürichsee. Die Entscheidung unseres Tourguides, 118 zu kontaktieren, statt sich nun noch weiter abzumühen, war deswegen mehr als willkommen. Auch wenn ich einen Moment lang perplex war von der Ernsthaftigkeit, die diese Situation plötzlich hatte. Selbst habe ich diese Nummer nämlich noch nie eingetippt.

Doch wer relativ gefasst beim Notruf anruft, macht schlussendlich auch nicht mehr als ein normales Telefonat, in dem er wichtige Informationen übermittelt. So wurde schliesslich nach zwei Telefonaten ein Boot der Seepolizei losgeschickt. Dieses hatte den Auftrag, nach dem riesen Standuppaddle zu suchen, auf dem sich fünf rotgekleidete Menschen befanden.

Die Wartezeit überbrückten wir alle relativ ruhig. Zwar war mir nach wie vor kalt, doch unser Tourguide Marc sorgte dafür, dass in niemandem Panik aufkommen konnte. Mehrere Male hat er uns gesagt, dass wir auf einem See sicher sind, solange wir auf dem Brett bleiben, wenn die Wellen um uns herum peitschen. Ausserdem hatten wir noch Schwimmwesten und der Notruf war bereits alarmiert. Dieses ominöse 118 war also auch für mich nicht mehr wirklich eine grosse Sache, als wir uns schon mitten in der Situation befanden.

Dazu kommt, dass ich mich während der ganzen Zeit nie wirklich in Gefahr gefühlt habe. Ich war bloss erschöpft und dementsprechend sogar irgendwie auch froh, dass jetzt jemand auf dem Weg war, der uns abholen kommen würde. Schlussendlich waren es dann aber zwei „Jemande“ und zwar zwei Polizisten der Seerettung. In einer Seelenruhe nahmen sie das Standuppaddle, uns und unseren Tourguide an Bord und steuerten dann den Hafen Wollishofen an.

Alles in allem war das ein Erlebnis, wie ich es mir spektakulärer nicht hätte vorstellen können. Ausserdem hat es uns allen die Wichtigkeit vom Ruhigbleiben in Ausnahmesituationen gezeigt. Weil unser Tourguide und auch die Polizei mit relativ wenig Stress reagiert haben, konnten wir ebenfalls gelassen bleiben und so ohne Panik erst aufs Boot und dann wieder an Land gelangen. Wann ich mich allerdings das nächste Mal auf ein Standuppaddle stelle, steht momentan noch in den Sternen.

Geschrieben von:

"Write it. Shoot it. Publish it. Crochet it. Sauté it. Whatever, Make!" - Joss Whedon

Was ist deine Meinung? Schreib einen Kommentar!