Leidenschaftlich, experimentierfreudig und ausdrucksstark. Das ist der 18-jährige Luciano Titaro, wenn er tanzt.  Doch was bedeutet ihm das Breakdance wirklich und weshalb sieht er schweizweit ein Problem in der Tanzszene?

Was bedeutet Tanzen für dich?

Tanzen heisst Freiheit, Ausdruck und Originalität. Breakdance ist ein „Let Lose. Bereits um 1978 bedeutete es nichts anderes als Freiheit. Die Freiheit der Gewalt auszuweichen und sich selbst zu sein. Ausdruck und Originalität brauchst du, damit du nicht in der Menge untergehst. Das Tanzen ist eine Challenge. Es testet dich, ob du bereit bist zu schwitzen, zu bluten, zu weinen oder dich zu verletzen. Ob du bereit bist stets weiter zu gehen und mit eigenen Kreationen herauszustechen. Versuch es, denn denk daran: Mit Versuchen hat man noch nie etwas falsch gemacht.

Wann hast du mit Breakdance angefangen?

Diese Geschichte erzähle ich gerne. Alles begann im August 2013. Zuvor hatte ich mich mit Kampfsport beschäftigt. Allerdings wurde mir dieser Sport  mit seinen präzisen Schlag- und Griffkombinationen zu strukturiert. Und dann entdeckte ich das Tanzen. Anfangs hatte ich keine Ahnung, wo es eine Tanzschule gab. Also begann ich, (ja das klingt jetzt klischeehaft) im Keller bei mir zu Zuhause zu üben.

Ich habe  viele Tanzstile ausprobiert.  Von Flamenco bis hin zu Ballett.  Jaaaaaa, Ballett, man glaubt es kaum.

Was ist dein schönster Moment beim Tanzen?

Während ich tanze, geht mir teilweise nichts durch den Kopf. Es gleicht der Meditation. Was für mich ein geiler Moment ist, ist, wenn ich battle. Es gibt immer wieder Leute, welche mich provozieren. Ich lasse mich emotional schnell mitschwingen.  Und genau dies widerspiegelt sich in meinem Tanz. Du kannst die Energie förmlich sehen. Das macht den Tanz besser, da ich mit dieser Energie umzugehen weiss. Es ist ein tolles Gefühl, wenn ich weiss, dass ich das Ganze gerockt  und den anderen geschlagen haben. Unbeschreiblich.

Ja man, dir hanis geh. Es ish es mega geils Feeling.

 

 

Was haltest du von diesen zwei typischen Klischees über das Tanzen, bzw Breakdance?

«Tanzen ist unmännlich!»

Ich wusste, dass diese Aussage kommt, haha. Nun, die Tanzwelt ist in der Tat Frauen dominiert. Dann gibt es wiederum Tanzrichtungen, wie z. B Breake Dance, welche nur von wenigen Frauen getanzt wird. Tanzen ist keineswegs unmännlich. Schliesslich gibt es viele gute Tänzer, von denen wir manchmal mehr hören, als guten Tänzerinnen.

«Breakdance, Hip-Hop ist doch alles das Gleiche, alles kriminell!»

Zuerst einmal, Hip- Hop ist kein Tanzstil, sondern viel mehr ein Überbegriff bestehend aus vier Grundelementen. Rappen, DJ, Graffitis und Breakdance. Durch die Commercial Szene entstand das Hip- Hop wie man ihn heute als Tanzstil kennt. Nun zum Kriminellen. Mit dieser Aussage liegt man nicht ganz falsch. Schliesslich entstand das Breakdance genau daraus. Früher knallten sich die Gangs gegenseitig ab. Das Breakdance wurde ein Mittel, um die anderen zu übertrumpfen, ohne Gewalt auszuüben.

Hast du das Gefühl, dass du mit allen anderen Breaker in eine Schublade gestossen wirst?

Ja. Dies merkt man sehr stark, sobald verschiedene Tanzstile aufeinander treffen. Aber so sind wir Breaker nun einmal. Wir sind so eigen, weil wir das wahre Breakdance repräsentieren wollen.

Wir wollen auf dem Boden bei unseren Wurzeln bleiben.

In der Commercial Szene ist stets vom Erfolg die Rede. Immer grösser muss die Stage sein. Doch beim Breaken ist dies überhaupt nicht so. Breaker wollen am Boden bleiben und brauchen keine grossen Events, um die Freude am Tanzen zeigen. Uns reicht  bereits ein Karton auf dem Boden zum Tanzen.

Und doch hast du Ziele, oder?

Bei mir ist es zwiespaltig. Zum einen befinde ich mich auf dem Weg zur Selbstfindung. Andererseits trainiere ich auch, um irgendwann einmal an grösseren Battles mitmachen zu können. Dank den Wettkämpfen konnte ich bereits viele Länder bereisen.
Früher war ich Tanzlehrer,  doch momentan habe ich aufgrund meiner Ausbildung keine Zeit. Stattdessen habe ich eine Showgruppe. Mit der Gruppe arbeite ich Choreographien aus und lehre sie, ihren eigenen Stil zu finden. Da ich mir das Tanzen selbst beigebracht habe, möchte ich meine Schüler umso mehr pushen und das Beste aus ihnen heraus holen. Mit meinen guten Referenzen kann ich sie auf die grosse Bühne bringen.

Wo kann sich die Schweiz bezüglich der Tanzszene verbessern?

Also, alles ist sehr mager. Wenn du in der Schweiz  auf öffentlichem Boden auftrittst , dann lässt die Polizei nicht lange auf sich warten. Auf dem Sechseläuten Platz ist es verboten laute Musik zu hören und dazu zu tanzen. Ich finde es schwierig. Zum einen verstehe ich dies. In der Schweiz leben viele ältere Menschen. Mit diesen Richtlinien kommt man den älteren Personen entgegen. Ich finde dies nicht falsch. Trotzdem ist es nicht die optimale Lösung. Denn es blockiert die Jugendlichen, die eine Kunstform präsentieren wollen. Und man sagt ja, die Jugend formt die Zukunft. Wir Jungen brauchen Unterstützung.

 

Ich bin auf jeden meiner Moves stolz. Zu Beginn war ich sehr untalentiert und musste hart arbeiten. Doch es lohnt sich

Geschrieben von:

Eat the Spaghetti to forgetti your regretti

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