Welcher Buchliebhaber kennt es nicht. Man stöbert durch die Regale einer Buchhandlung und stösst auf die grossen Namen und Titeln der Vergangenheit aus sämtlichen Epochen. Shakespears Hamlet, Goethes Faust, Schillers Die Räuber, Max Frischs Homo Faber, Homers Ilias, Kafkas Verwandlung und Tolstois Krieg und Frieden. Grosse Autoren und dessen berühmten Werke, die Liste scheint einfach schier endlos zu sein. Doch etwas fällt mir immer wieder auf, wenn ich so durch die Regale streife. Man findet kaum Autoren neben Dürrenmatt, Hesse und Poe welche noch am Leben sind.

Aber wie kommt es dazu? Sind etwa die Bücher unserer Zeit zu schlecht für Klassiker? Wird es in Zukunft überhaupt noch Klassiker geben? Auf diese Fragen wollte ich daher eine Antwort finden und habe mich mal schlau gemacht.

Definition eines Klassikers

Zum Anfang werfen wir daher mal einen Blick auf die offizielle Beschreibung eines Klassikers via Wikipedia:

 «Als „klassisch“ im allgemeinen sprachlichen Sinne wird etwas bezeichnet, das typische Merkmale in einer als allgemeingültig akzeptierten Reinform in sich vereint und mithin als formvollendet und harmonisch gilt. Das Klassische bildet somit den zeitlosen Kontrapunkt zur zeitabhängigen Mode.»

Mmh klingt schon fast zu hochgestochen, da sind die Merkmale schon verständlicher:

«Merkmale eines Klassikers»

  • lange überregionale Bekanntheit (oft auch generationsübergreifend)
  • gewisser Traditionswert
  • hoher Wiedererkennungswert
  • hohe Qualität wird zugestanden
  • Innovationspotential
  • Einfluss auf die Kultur
  • bei Texten: Zeitlosigkeit der Themen, so zum Beispiel Liebe, Hass & Wut, Familie, Abenteuer, Widerstand & Anpassung

(Es müssen nicht alle Merkmale auf jeden Klassiker zutreffen.)»

Na gut, aber meine Fragen beantworten die Merkmale jetzt ebenso wenig. Merkmale lassen sich ja pro Werk immer wieder anders anwenden. Heisst lieber mal selbst überlegen.

Wie kommt es dazu?

Ein Grund weshalb Autoren von Klassikern schon im Grab liegen, ist das viele Bücher erst von den nächsten Generationen als Klassiker verstanden werden. So waren Goethe und Schiller praktisch Pop-Stars ihrer Zeit mit Fans und was sonst noch dazu gehört. Doch erst spätere Generationen von Lesern und Verlegern haben etwa «Faust» und «Die Räuber» und alle anderen grossen Werke weiterhin veröffentlicht und stetig weitergelesen. Da wir halt nicht ganz am Beginn der menschlichen Zeitrechnung stehen und es bis dahin eine Menge guter Autoren gab, überwiegen natürlich die Toten den Lebenden.

Sind unsere Bücher zu schlecht für Klassiker?

Man muss ja sagen, dass die Bücher unserer Zeit natürlich nicht unsere Sprache neuformen wie etwa die damaligen Werke von Goethe oder Schiller. Doch repräsentieren heutige Klassiker unsere Zeit und unser Sprachgebrauch. Das dieser sich gewandelt hat ist natürlich klar. Das sich zukünftige Generationen noch interessieren für unsere momentane Sprache kann man nur hoffen. Schliesslich gelten momentan Autoren wie Murakami, Rowling, Zafon, King, Houellebecq oder Schätzing als Gegenwartsliteraten. Ob diese von späteren Generationen als Klassiker aufgenommen werden so wie wir Zweig, Grass und Lenz anerkannten, wird sich zeigen. Heisst am Ende liegt es nicht in unserer Hand, sondern in der nächsten Generation, welche liest.

Wird es in Zukunft überhaupt noch Klassiker geben?

Eine Überlegung die mir ebenfalls gekommen ist, war die Tatsache das immer weniger Menschen heute Bücher lesen. So ist allseits ja bekannt, dass mit dem Erfolgszug des Internets Bücher als Wissensquelle und Unterhaltungsmittel immer mehr abgelöst werden. Nun müsste man sich vorstellen in einer Welt, in welcher keine Bücher mehr gelesen werden und daher gehend ebenso keine mehr geschrieben werden. Klar klingt das für jeden Buchliebhaber wie die Postapokalypse schlecht hin. Doch für mich wäre dies die einzige theoretische Situation, in der es keine Klassiker mehr geben würde. Wobei dies ebenso eine Welt wäre, in der wahrscheinlich keine Menschen mehr die Erde bevölkern. Denn hält ein jeder von uns doch gerne fest was wir gerade tun oder denken. Sei es durch ganze Bücher, Artikel oder einfach «Mir gahts guet Lg» über Twitter, Insta, WhatsApp etc.. Am Ende werden wir schon irgendwelche literarische Spuren hinterlassen.

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1 Comment

  1. Klaus Grundkötter Reply

    Ich trug auch schon Fragen zu Klassikern in meinem Kopf. Allerdings nur kurze Gedanken. Danke für deine ausführlichen Gedanken.

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