Was mal als eher kleine Bewegung anfing, gilt heute als eine der Grössten überhaupt – der Feminismus. Doch gleichzeitig zählt er auch als einer der Umstrittensten: Nicht jeder erfreut sich an den zahlreichen Feministen, die gemeinsam für das gleiche Recht aller Geschlechter kämpfen wollen. Diese Abneigung hängt mit Vorurteilen zusammen, die durch ein falsches Bild und Extremisten entstehen.

Was viele Menschen missverstehen: Feminismus steht nicht für die Unterdrückung der Männer. Es hat nichts mit der sogenannten «Misandrie», also dem Männerhass, zu tun. Ziel ist nicht, dass das weibliche Geschlecht mehr Rechte als das männliche haben soll, sondern dass sie beide dieselben Rechte haben. Dieser Idealismus geht oftmals vergessen. Was auch leider verständlich ist. Wie oft muss man sich als Feminist für die Taten der Extremisten rechtfertigen, die das komplett falsche Ziel verfolgen. Solche, die den Mann als etwas Schlechteres darstellen, um so weibliche Macht zu zeigen. Die, die Frauen über alle andere Geschlechter sehen möchten. Die denken, ihr Verhalten sei nicht sexistisch gegenüber Männern, weil es Sexismus in ihren Augen nur gegen Frauen geben kann. Was alles nicht einmal annäherungsweise dem entspricht, für das eigentlich gekämpft wird.

Was sich auch viele fragen: Für was kämpft der Feminismus überhaupt? Ich wurde das schon oft gefragt. In der Schweiz haben es die Frauen ja gut, sie haben dieselben Rechte und werden nicht als etwas Minderwertiges angesehen. Feminist zu sein sei doch vollkommen unnötig und sinnlos. Es ist doch komplett unwichtig, ob man in der Öffentlichkeit nun seine Nippel zeigen darf oder nicht.

Wusstest du, dass bis zu 34 Millionen Mädchen aufgrund ihres Geschlechts die Möglichkeit verweigert wird, zur Schule zu gehen? Wusstest du, dass wenn eine Frau in El Salvador eine Fehlgeburt erleidet, sie aufgrund Mordes eine bis zu zehnjährige Haftstrafe absitzen muss? Wusstest du, dass erst vor kurzem ein Fall von Vergewaltigung in Amerika publik wurde, weil der Richter den Angeklagten nur zu drei Monate Haft verurteilte, weil mehr Monate wegen «20 Minuten Action» unfair seien? Wusstest du, dass es Frauen in Merryville (Missouri) untersagt ist, ein Korsett zu tragen, weil dem amerikanischen Mann das Bewundern eines kurvenreiches, weibliches Körpers nicht verweigert werden darf? Wusstest du, dass in Michigan ein Gesetz eine Ehefrau als persönliches Eigentum ihres Mannes verpflichtet? Wusstest du, dass in Saudi-Arabien zwei Frauen einmal als terrorverdächtig eingestuft wurden, weil sie sich gegen das Gesetz wehrten und Auto fuhren? Wusstest du, dass es in Amerika einen Fall gab, bei dem eine Frau aufgrund eines Gebärmutterkrebsrisiko ihre Gebärmutter operativ entfernen, wollte, es ihr von den Ärzten jedoch verweigert wurde, weil ihr Mann Kinder wollte? Wusstest du, dass wenn ein Mann in Indien seine Frau vergewaltigt, es nicht als Vergewaltigung eingestuft wird, sofern die Ehefrau nicht unter fünfzehn Jahre alt ist? Das ist nur ein Bruchteil von den schockierenden Gesetzen, die auf der Welt herrschen.

Natürlich kann man als Schweizer nicht viel machen, wenn das alles im Ausland passiert. Aber ist es nicht wichtig, dass wir alle als Menschen zusammenhalten? Es ist doch wichtig, dass wir von diesen Ungerechtigkeiten wissen und wenigstens versuchen, etwas auf der Welt zu bewegen, zu zeigen, dass jeder ein Mensch ist, unabhängig von seinem Geschlecht. Seine Stimme zu erheben, auch wenn es nur einen kleinen Zweck erfüllt, auch wenn nur wenige hinhören. Egal, welche Geschlechtsorgane wir haben, egal, zu welchem Geschlecht wir uns verbunden fühlen, ob Mann, Frau, Genderfluid, Nonbinary oder etwas völlig anderes: Alle sollen menschlich behandelt und als gleichwertige Menschen betrachtet werden. Genau dafür setzt sich der Feminismus ein. Nichts anderes.


Informationsquellen: www.globalcitizen.org

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