Seit seiner Kindheit singt der 19-jährige Elia Catena bei den Solothurner Singknaben mit. Mittlerweile ist er nicht nur im Chor als Sänger tätig, sondern produziert auch als Rapper seine eigene Musik unter dem Namen «Pepone». Was bewegt ihn dazu, sich in der Rappszene zu engagieren und welche Bedeutung steckt hinter seinen Texten? Ein Interview.

«Angefangen hat meine musikalische Karriere mit dem Eintritt bei den Solothurner Singknaben», erklärt Elia. Schon vom ersten Tag an, war er im Chor von der Kollegialität und Zuvorkommenheit seiner Mitsänger mitgerissen. «Bei uns steht nicht nur das Singen an vorderster Stelle, sondern auch das grosse, ganze Miteinander sowie auch die Freundschaft», sagt er. Seit einiger Zeit ist Elia auch in der Solothurner Rappszene tätig. Im Rahmen der Plattentaufe des Solothurner Rappers «Pato», konnte er letzten Freitag seinen ersten Auftritt vor einem grossen Publikum abhalten.

Elia, wie bist du darauf gekommen, dich musikalisch zu engagieren?

«Schon vor meinem Beitritt bei den Solothurner Singknaben hat mich die Musik förmlich angezogen. Vorher war ich in der Musikschule und tastete mich in kleinen Schritten an die Materie heran. Seit ich bei den Singknaben mit dabei bin, habe ich in meiner Freizeit praktisch nur noch mit Musik zu tun. Ab der 7./8. Klasse begann ich, Rappmusik von diversen Musikern zu hören. Dies waren vor allem die klassischen, berühmten, wie Icecube, 50 Cent, Eminem, etc. Die Musik wirkte sich auch auf meinen Kleiderstil aus. Ich begann Baggypants und Baseballcaps zu tragen und mich immer mehr für Hip-Hop und Rap zu interessieren. Besonders bei den Älteren in unserem Dorf war diese Szene zu dieser Zeit total «in».

An seinem 16. Geburtstag wurde Elia von seinen Eltern mit einem Musikprogramm namens «FL Studio» beschenkt. Mithilfe dieses Programms begann Elia, seine eigenen Beats zu kreieren. «Das machte mir von Zeit zu Zeit immer mehr Spass und ich entwickelte meine ersten eigenen Zeilen, die ich über die Beats rappte. Seit 1 ½ Jahren bin ich nun regelmässig im Studio und nehme meine Tracks auf.»

Die Chormusik und der Hip-Hop sind – musikalisch gesehen – zwei komplett verschiedene Welten. Weshalb hast du dich gerade für Hip-Hop entschieden?

«Ich muss sagen, dass Rap für mich ein Medium ist, um alles zu kanalisieren», erklärt Elia. Damit meint er, für einen Moment vom ganzen Stress und den Pflichten im Alltag wegzukommen. Für ihn stellt Rap eine Lebensphilosophie, eine Lebenseinstellung dar. «Mit dieser Art von Musik ist es möglich, das Leben so darzustellen, wie man ihm selbst begegnet.»

Was fasziniert dich daran am meisten?

«Mich fasziniert, dass es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt und innerhalb der Szene alles akzeptiert wird. Schluss am Ende haben wir Rapper alle dasselbe Ziel, auch wenn das vielmals von aussen nicht direkt ersichtlich ist. Ich kann mich durch meine Texte ausdrücken und fühle dabei etwas sehr Spezielles. Hip-Hop ist wie eine Ekstase für mich.»

Die Hip-Hop/Rapszene steht des Öfteren in den Schlagzeilen betreffend Bandenkriminalität, Drogenmissbrauch und Gewalt im Allgemeinen. Die Szene hat dadurch nicht gerade das beste Image. Wie stehst du dazu?

«Ich will mich auch im Inhalt meiner Texte ganz klar von Gewalt jeglicher Art distanzieren. Klar, gerade in dieser Szene besteht durch die Undergroundrapper ein hoher Kriminalanteil. In meinen Augen wurde der Hip-Hop durch diese ganzen Strassenkämpfe bekannt. Die Menschen in den Ghettos versuchten mithilfe der Musik, die Message hinauszutragen, wie schlimm diese Kriminalität für sie war. Ich finde, dass Hip-Hop nicht ausschliesslich aus den negativen Dingen besteht, die man in den Medien oder sonst wo hört. Vor allem bei den «neuen» Rappern entstehen viele Texte, die Gewalt verherrlichen, obwohl diese aus ganz anderen Verhältnissen stammen. Das finde ich einfach lächerlich. Wenn man Musik macht, dann etwas, dass wirklich aus dem Herzen kommt.»

Was bedeutet dein Künstlername «Pepone»?

«Der Name stammt ursprünglich von meinen Eltern. Als ich klein war, wurde ich von ihnen immer als kleiner «Pepone» bezeichnet.»

Kannst du etwas über deine Lieder erzählen, die du bereits produziert hast?

«Der erste Track, den ich aufgenommen habe, heisst Passion. In diesem Track geht es um meine Leidenschaft zur Musik und wie wichtig mir dieses Hobby ist. Ein weiterer ist «Flüüge», in dem es um das Freiheitsgefühl geht, so quasi dem «Leben entgegenfliegen», alles ein bisschen lockerer angehen, etwa in die Richtung. Der Text zum Track «Planlos» entstand, als ich mit einer Gruppe von Freunden nach Rostock reiste, um das Konzert von Marteria zu besuchen. In dem geht es um das gesellige Sein, mit Freunden die Zeit zu verbringen und umher zu reisen. Das sind so drei Beispiele.»

Du bist schon länger bei der Gruppe «LTD» mit dabei, die ja ursprünglich auch von dir ins Leben gerufen wurde. Mit dabei ist da auch der Solothurner Rapper «Pato». Was war eure Vision? Wie entstand diese Gruppe?

«Die Grundidee war, dass wir eine Plattform für kreative Leute aufbauen. Bei uns in der Crew waren Rapper, eine Band, Sängerinnen, Designer und Grafitikünstler mit dabei. Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich sagen, dass die Gruppe LTD nicht mehr besteht. Wir hatten zwar eine gute Grundidee, aber diese dann in eine falsche Richtung umgesetzt. Das Projekt ging dann ein wenig unter, was ich sehr schade finde. Ich habe mir viel Mühe gegeben, beispielsweise das Logo für unsere Caps und Pullover erstellt. Ich wäre nach wie vor dabei, so etwas Ähnliches neu aufzubauen. Vielleicht plane ich etwas Neues in die Richtung, wenn ich die Zeit dafür finde.»

Im Rahmen der Plattentaufe von «Pato» hattest du die Möglichkeit, letzten Freitag als Voract deinen ersten grossen Auftritt vor einem grossen Publikum abzuhalten. Erzähl, wie hat sich das angefühlt?

«Echt geil», fasst Elia seine Emotionen lachend zusammen. «Nein ernsthaft, das ganze lief so ab. Ich stand mit zwei Freunden, welche mich musikalisch auf der Bühne unterstützten, bereit, während der andere Voract auf vor dem Publikum spielte. Unsere Gefühlslage war gemischt von Vorfreude, Nervosität und Gelassenheit. Es war ein stetiges Auf und Ab. Dann kam der Moment, in dem wir drei die Bühne betraten. Ich war komplett geflasht, sah meine Freunde und Familienangehörige in der vordersten Reihe vor mir und fing an zu rappen. Die Nervosität verflog bereits nach dem ersten Lied und ich war nur noch überglücklich, dort oben stehen zu dürfen.»

Was sind deine nächsten Ziele?

«Als nächstes ist mein erstes Musikvideo geplant. Ich überlege mir zudem, bald ein Album herauszubringen. Hingegen bin ich zeitlich sehr eingeschränkt, betreffend der Ausbildung und dem vollen Programm mit den Singknaben. Grundsätzlich habe ich keine grossen Vorstellungen von einem Ziel, welches ich mit meiner Musik erreichen will. Ich habe nicht vor, mit meiner Musik ein Manillo oder Nemo zu werden, sondern mache das alles aus purer Leidenschaft und weil es mir Spass macht.»

Vielen Dank Elia, für das spannende Gespräch.

 

SO geht Musik! – In dieser Kurzreihe auf Tize.ch werden innerhalb des Monats November 4 Musiker aus der Stadt Solothurn und ihrer Umgebung interviewt oder porträtiert. Jeden Montag im November erscheint ein neuer Beitrag der Reihe.

Teil 1 der Reihe „SO geht Musik“ vom 05.11.18: So geht Musik! – Gesang im besonderen Stil

Teil 2 der Reihe «SO geht Musik» vom 12.11.18: So geht Musik! – Eine Mischung aus Leidenschaft und Tatendrang

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