Letztens war ich mit Freunden unterwegs und während alle lachten über Witze, die eigentlich gar nicht so witzig waren und sich aufregten über Dinge, die eigentlich nicht relevant sind, merkte ich, dass wir uns womöglich auseinander gelebt hatten.

Wieso?

Darum:

«Hesch gseh was sie uf Insta postet het? Sooooo üüübel»

Oder

«OMG, das Chleid – wow.»

Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich selbst nicht auch solche Gespräche führe und diese an manchen Tagen tatsächlich mein Gemüt erheitern. Sie sind so unbeschwert – geschweige denn, dass es doch wirklich übel ist, wenn jemand ein schlechtes Foto auf Instagram postet #firstworldproblem. Ausserdem ist die Qual der Wahl beim Kleiderkauf ebenso nervzerrend, wie die Neue Schlagzeile in der NZZ «Der Plastikkonsum steigt weiter an». Trotzdem möchte ich bestimmt nicht jeden Tag über die Übel der Welt sprechen und mich manchmal auch auf die Triviale Ebene begeben und über Dinge diskutieren, die wir #whitepeople in der #firstworld eben haben. So wie ein schlechtes Foto einer Erzfeindin im Real Life oder der Kauf des Abschlusskleides, der mittlerweile bei allen Schul- und Lehrabgängern vor der Tür steht.

Aber ganz abgesehen davon, ist es manchmal auch an der Zeit die wirklich wahren Dinge in ein Gespräch einzubeziehen. Während ich dabei an einigen Tagen auf nickendes Verständnis stosse, werde ich andernorts mit einem «Bäh red ned so erwachse» und rollenden Augen abgelehnt. Kurz darauf steht das Thema «BibisBeautyPalace ist schwanger» erneut im Vordergrund. Das dem nicht genug wäre, werde ich dann auch als Spiesser, Nerd und altmodisch abgestempelt, weil ich doch nicht mal weiss, wie eigentlich der Freund der YouTube Beauty Queen heisst. Leon? Jan? Julian?

Solche zerschmetternden Rückmeldungen sind bei weitem nicht so schlimm wenn ich sie aus dem Mund der Leute höre, die ich bloss gelegentlich sehe und somit kaum in meinen Alltag eingebunden sind. «Na dann.» Denke ich und versuche mich für einige Stunden dem Standardisierten Jugendprofil anzupassen, um den gleichen Stuss zu reden. Was wirklich weh tut ist der Fakt, dass ich manchmal bei ganz engen Freunden das Gefühle habe, mit einer sprechenden Wand zu reden, die kein noch so kleines Indiz an Verständnis zeigt und vehement alle Argumente meinerseits abwehrt.

Letztens las ich in einem Buch, dass gute Freundschaften fast jede Kluft überwinden können, es gilt bloss die Brücke etwas auszubauen. Der springende Punkt sei vermutlich einfach die Tatsache, dass nicht beide Seiten gleichermassen mithelfen, diese Brücke ihrem Standard entsprechend aufrechtzuerhalten. Somit sinkt meine Motivation mit jeder weiteren negativen Rückmeldung. Natürlich sind verschiedene Meinungen eine Bereicherung im eigenen Leben, es wäre schade, könnten wir keine hitzigen Diskussionen mehr führen. Hierbei scheitert es vielmehr am Mangel an gleichen Interessen, die sich letztens bloss auf Café-Besuche und oberflächlichen Smalltalk über # und Instagram und Sex, Drugs & Rock ’n Roll begrenzt haben. Selbstverständlich sind diese Themen allesamt ebenfalls interessant, aber wenn daraufhin ein peinliches Schweigen folgt und ein «ach ich sett no lehre, tschüss.» Dann sehne ich mich nach guten Gesprächen, die mich vergessen lassen, wie viel Zeit vergangen ist und die noch lange nachhallen.

Ich merke schon, meine Anforderungen an ein gutes Gespräch zwischen guten Freunden ist enorm in die Höhe geschossen, aber schliesslich geht es hier um guten #Content nicht wahr?

Geschrieben von:

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